Missglückte Terminmarktspekulation der LH

Aufschlussreich:

https://www.aero.de/news-35096/Billiges-Kerosin-wird-fuer-Lufthansa-zum-Problem.html.

Die Verluste liegen für 2020 im Milliardenbereich; Lufthansa hat aber bis ins Jahr 2022 hinein Öl auf Termin gekauft (siehe Geschäftsbericht der LH). Die Wahrheit kommt jetzt scheibchenweise ans Licht.
 

Auf der Seite

https://www.airliners.de/lufthansa-group-milliarden-euro-verlust-quartal/55010

wird auch eine Größenordnung von Staatshilfen genannt: 10 Mrd. € - das sind ca. 60 000 € je Mitarbeiter, wobei Kurzarbeitergeld hier gar nicht enthalten ist. Und in den hier angesetzten 135000 Mitarbeitern sind auch die ausländischen Mitarbeiter enthalten. Und ob das überhaupt ausreicht, ist offen. .

Bei den "Absicherungsgeschäften" der Lufthansa handelt es sich überwiegend nicht um Sicherungsgeschäfte - es fehlt das Gegengeschäft, das abgesichert werden soll. Im Luftverkehr sind das verkaufte Flugscheine, für die man das Risiko eines steigenden Ölpreises bis zur Durchführung des Flugs durch Kauf des Öls auf Termin absichern kann. Die Lufthansa hat jedoch in einem weit größeren Umfang als zur Absicherung bereits verkaufter Flugtickets notwendig Öl auf Termin gekauft - insgesamt mehr als einen Jahresbedarf. Das ist Terminmarktspekulation, auch wenn hier das Öl nicht gekauft wurde, um es später zu einem höheren Preis wieder zu verkaufen.
Siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/Hedgegesch%C3%A4ft

 

Bei der Diskussion um Staatshilfen stellt sich die Frage, ob der Steuerzahler diese Terminmarktverluste mittragen soll - meines Erachtens nicht. Gefordert sind hier die Eigner der Lufthansa, und wenn diese nicht zahlungswilig sind, weil sie keine Perspektive für die Lufthansa sehen, dann ist der Konkurs eine ziemlich logische Konsequenz. Andere Fluggesellschaften werden dann wohl Teile des Geschäfts und der Mitarbeiter übernehmen, aber nicht alle. Was uns klar sein sollte, ist, dass wir nicht gleichzeitig Klimaschutz mit weniger Luftverkehr und Erhalt der Arbeitsplätze in der Luftfahrt fordern können. Ich erinnere daran, dass die Bundesregierung durch ihre Politik erst vor wenigen Jahren einen massiven Arbeitsplatzabbau im Bereich der erneuerbaren Energien ausgelöst hat; sollte man die Luftfahrt zuvorkommender behandeln als Wind- und Solarenergie? Einen Piloten kann man auch zum Triebfahrzeugführer umschulen (Das ist übrigens Mangelberuf Nr. 1), Bordpersonal (das sind z.T. Studenten) kann auch in r Gastronomie bedienen, Mechaniker braucht man vielerorts, und Fluglotsen können Fahrdienstleiter bei der Bahn  werden (ist auch ein Mangelberuf).

Die Lufthansa nehme ich als besonders böse Fluggesellschaft wahr. So fliegt sie ihre sowieso überdurchschnittlich lauten Flugzeuge durch Anwendung des Flachstartverfahrens und oft überhöhter Geschwindigkeit lauter als unvermeidbar. In Berlin wehrt sie sich mit Händen und Füßen gegen eine neue Entgeltordnung, bei der jeder einzelne Flug nach gemessenem Lärm berechnet wird und damit ein Anreiz zum lärmarmen Fliegen geschaffen wird. Ohne dass die Sinnhaftigkeit erkennbar ist, führt sie viele Flüge in der Nacht durch. Aktuell unterläuft sie mit böswillig in die Kernnacht gelegten Flügen die Betriebsbeschränkungen hier in Frankfurt, dank des Zuvorkommens unserer Obrigkeit, Ausnahmegenehmigungen zu erteilen. Zusammen mit dem BdL und der ADV wehrt sie sich gegen minimale Lärmschutzauflagen.  Aus Verbrauchersicht ist inakzeptabel, dass sie im Voraus gezahlte Gelder für stornierte Flüge nicht unverzüglich erstattet; das sind schließlich Treuhandgelder.  Und bisher hat sich die Lufthan nicht dadurch ausgezeichnet, dass sie Reisenden aus dem Inland die Tickets besonders günstig verkauft hat - eher im Gegenteil. Deutsche Passagiere subventionieren Verkehr aus dem Ausland ins Ausland. Der Preisdruck, den die Lufthansa auf die Hub-Flughäfen ausübt, führte zu einem ruinösen Wettbewerb mit Dumpingpreisen zu Lasten der Arbeitnehmer; insbesondere bei den Bodenverkehrsdiensten reicht es manchem nicht zum Überleben.

Es stellt sich die Frage, ob wir überhaupt eine nationale Fluggesellschaft brauchen. Wenn man diese Frage bejahen sollte, ist es sicherlich viel günstiger, nur die Condor zu retten, die nicht nur kleiner ist, sondern dank einer alten Flotte nur geringe Abschreibungen tragen muss und sich mutmaßlich nicht am Ölmarkt verspekuliert hat. Hier reden wir bisher nicht von Milliarden, sondern von mittleren dreistelligen  Millionenbeiträgen.  Bei Wiederaufnahme des Luftverkehrs

- die ich für dieses Jahr nur rudimentär erwarte - könnte Condor dann sicherlich Flugzeuge und Mitarbeiter von anderen Gesellschaften übernehmen.

 

Was unsere Regierungen zur Bekämpfung des Corona-Virus unternehmen, beschreibe ich als Schwelbrand-Strategie  - die Ausbreitung des Virus soll soweit begrenzt werden, dass das Gesundheitssystem nicht überlastet wird. Das bedeutet täglich eine vierstellige Zahl von Neuinfektionen und eine dreistellige Zahl von Toten in Deutschland. Reisende aus Ländern mit einer solchen Situation sind nirgends willkommen; Einreisebeschränkungen für Reisende aus Deutschland wird es wohl noch lange geben. Und solange wird der Passagierflugverkehr auch darniederliegen.