Sicherheitsrisiko Deutsche Flugsicherung

Herrn Andreas Scheuer
Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur
Invalidenstraße 44
D-10115 Berlin

 

Sehr geehrter Herr Minister,

Bürgerinitiativen im Umfeld des Flughafens Frankfurt fordern seit Inbetriebnahme der Landebahn Nord-West im Jahr 2011 von der DFS die Einführung leiser Flugverfahren. Bei der Ablehnung dieser Forderungen benutzt die DFS immer die Sicherheit als Begründung, welche nicht nur durch das Verfahren, sondern auch durch die Mehrarbeit der Fluglotsen gefährdet sei.

Umso erstaunlicher ist, was jetzt die DFS unter Hintanstellung der Sicherheit macht, um die von der Luftverkehrswirtschaft geforderte Kapazität der Flughäfen zu ermöglichen.

Obwohl der DFS wegen falscher Personalplanung 10 % Fluglotsen fehlen, die vorhandene Mannschaft folglich 111 % Leistung erbringen muss, sollen Fluglotsen Zusatzschichten leisten, damit es im Sommer zu keinen chaotischen Zuständen kommt. Siehe:"Fluglotsen sollen freiwillig mehr arbeiten", FAZ 07.06.2019

Fazit: Wenn es um leisere Flugverfahren geht ist Mehrarbeit der Lotsen ein Sicherheitsrisiko. Wenn es um die Bereitstellung der von der Luftverkehrswirtschaft geforderten Kapazität geht wird das Sicherheitsrisiko der Mehrarbeit in Kauf genommen.

Da diese Maßnahme alleine wohl nicht reicht, soll zusätzlich eine der Sicherheit dienende Regel aufgehoben werden, die bestimmt, dass Fluglotsen nur in Sektoren eingesetzt werden, für die sie ausgebildet wurden. Fluglotsen sollen also auch in Sektoren arbeiten, für die sie nicht ausgebildet sind, (FAZ 25.03.2019, Reform für Fluglotsen soll Verspätung eindämmen)

Bei der Frage, wie eine so eklatante Verschiebung der Prioritäten von der Sicherheit zur Kapazitätsausweitung möglich ist, stößt man auf folgenden Interessenkonflikt:

Prof. Scheurle ist nicht nur Geschäftsführer der DFS sondern auch Präsident des BDL (Bundesverband der deutschen Luftverkehrswirtschaft), also hochrangiger Lobbyist, der die Interessen der Luftverkehrswirtschaft vertritt. Diese fordert mehr Flugbewegungen und Prof. Scheurle macht das möglich.

Das ganze passt zu der inzwischen zweijährigen Verzögerung der Novellierung des Fluglärmschutzgesetzes, das nicht die Fluglärmbetroffenen, sondern die Luftverkehrswirtschaft schützt.

Diese Verstrickung der öffentlichen Hand mit der privaten Wirtschaft erinnert fatal an die Vorgänge bei der Zulassung der Boeing 737 max. mit den bekannten tragischen Folgen.

Dies alles geschieht unter Ihrer Oberaufsicht und Sie schreiten nicht ein. Bei dieser Ihrer Untätigkeit ist es kein Wunder, dass man sich - je nach Standpunkt - Sorgen machen muss, oder sich freuen kann, über die Entwicklung der Parteienlandschaft.

Können sich die Bewohner im Umfeld des Flughafens und Passagiere noch sicher fühlen, wenn die Sicherheitsstandards der Flugsicherheit reduziert werden, zugunsten der Ausweitung der Kapazität?

Bitte stoppen Sie diese gefährlichen Verstöße gegen die Sicherheitskultur bei der DFS bevor es zu spät ist.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Peter Hackenberg
BI Bayerischer Untermain
Ein Himmel ohne Höllenlärm
Schluchtblick 11
63867 Johannesberg
Tel.: 06029/995045
Mobil: 0160/97841641

Infos zur Bürgerinitiative unter www.bi-hoellenlaerm.de