Ultrafeinstaub: Neue Puzzleteile vervollständigen das Bild

Salzburg hat einen recht kleinen Flug­hafen, auf dessen einziger Bahn Flug­zeuge aller Grössen starten und landen, in der Regel in Zeitab­ständen von mehreren Minuten. Als weitere grössere UFP-Quellen in der Umge­bung kommen nur einige wenige Strassen in Frage. Dort wurden über mehrere Monate an zwei Statio­nen auf verschie­denen Seiten und Enden der Bahn im Abstand von rund 150 Metern die Ultra­feinstaub-Anzahl­konzen­trationen zeitlich hoch auf­lösend gemes­sen.
Im Ergeb­nis war es möglich, gemes­sene Peaks in der Anzahl-Konzen­tration einzel­nen Bewe­gungen von Flug­zeugen zuzu­ordnen und sie in Abhängig­keit von der Art der Bewegung (Start, Landung, Taxiing) und der Wind­richtung zu inter­pretieren. Dabei konnten sogar unterschiedliche Triebwerksmodi anhand der Peak-Formen unterschieden werden.

Damit wurde ein weiteres Mal sehr deut­lich gezeigt, dass jedes Flug­zeug in Bewe­gung eine hohe Anzahl ultra­feiner Teil­chen in einer charak­teris­tischen Abgas­fahne aus­stösst, die sich, ab­hängig von den atmos­phärischen Beding­ungen, in ganz spezi­fischer Weise in der Umgebung aus­breitet. Das ergänzt gut andere Mes­sungen wie z.B. die, die die DLR an der Start­bahn West durch­geführt hat, um die Real Driving Emissions, d.h. die realen Emissionen von Flug­zeugen beim Start zu bestimmen.
Unter Flugbe­dingungen müssten natür­lich noch die Wir­kungen der Wirbel­schleppen einbe­zogen werden, deren Wirkungen auf den Transport von Abgasen im Reise­flug gut model­liert werden können, deren Ausbrei­tung in Boden­nähe aller­dings kompli­zierter ist und deren Wirkung auf ultra­feine Partikel wenig unter­sucht ist. Es ist zu hoffen, dass ein gerade begon­nenes EU-Projekt diese Fragen realis­tisch auf­greift. (Zu dem EU-Konsor­tium gehören auch wesent­liche Teile der Gruppe, die das UBA-Model­lierungs­projekt in Frank­furt in den Sand gesetzt hat; sie werden hoffent­lich diesel­ben Fehler nicht nochmal machen.)

Dass sich die Puzzle-Teile immer besser zusammen­fügen, gilt nicht nur für UFP aus Flugzeug­abgasen, sondern für Ultra­feinstäube ganz allgemein. So haben sich auf einer Tagung im Mai dieses Jahres in Brüssel, deren Proceedings inzwischen in der Biblio­thek des 'Karls­ruher Institut für Techno­logie' zur Verfü­gung stehen, mehrere Vorträge damit befasst, wie die bishe­rigen Erkennt­nisse politisch wirksam gemacht werden können, und vor ein paar Wochen ist das ange­kündigte White Paper veröf­fent­licht worden.
Darin wird erklärt, welche Schluss­folge­rungen aktuell aus den vor­liegen­den Erkennt­nissen gezogen werden können. Die Kernaus­sagen sind, dass mensch­liche Aktivi­täten, insbe­sondere Ver­bren­nungs­prozesse, sowohl die Menge der ultra­feinen Teilchen in der Atemluft deutlich erhöhen als auch die Zusammen­setzung verän­dern; dass es genü­gend Hin­weise auf die Schäd­lich­keit dieser Art und Menge gibt und dass es Wege gibt, in abseh­barer Zeit zu einer Regu­lierung dieser Emis­sionen zu kommen. Dabei zielt das Papier insbe­sondere auf die ezeit statt­findende Über­arbei­tung der Luft­quali­täts-Leit­linien der Welt­gesund­heits­organi­sation, deren neue Fassung für 2020 erwartet wird und die ein Kapitel zu UFP enthalten soll.

Eine Aufgabe besteht nun also darin, politi­schen Druck zu ent­wickeln, dass diese wissen­schaft­lich begrün­deten Vorschläge weder in den WHO-Arbeits­gruppen noch in der anschlies­senden Umsetzung in europä­ische und nationale Regeln allzu sehr verwäs­sert werden. Den betei­ligten Wissen­schaft­ler*innen ist diese Gefahr durchaus bewusst, wie in der oben genannten Konferenz in einem eigenen, sehr deut­lichen Vortrag über die Wirkung von Fake News Kampagnen zur Durch­setzung gegen­läufiger wirt­schaft­licher Inter­essen gezeigt wurde.
Die zweite Aufgabe vor Ort bleibt natür­lich weiter­hin, dafür zu sorgen, dass das von der hessi­schen Landes­regierung so voll­mundig ange­küngte neue Projekt in Frank­furt diese Fragen eben­falls richtig auf­greift und insbe­sondere die Unter­suchungen veran­lasst, die jetzt am dringend­sten gebraucht werden, um die noch offenen Punkte anzugehen. Dass das 'Forum Flug­hafen und Region' das von ganz alleine hinbe­kommt, darf man getrost bezweifeln.

 

Quelle:  www.bi-fluglaerm-raunheim.de, Aktuelles